Mein Lebensprojekt "Schuberts Schün"

Zum Hintergrund

Meine Großeltern und Urgroßeltern väterlicherseits waren Kleinbauern und besaßen in einem Dorf in der Nähe der Stadt Grimmen in Vorpom-mern (ca. 30 km südlich von Stralsund) einen kleinen Bauernhof mit ca. 12 ha Land. Noch zu Lebzeiten, Ende der 1990er Jahre, teilten meine Groß-eltern ihr Erbe auf, da mein Onkel neben dem Haus meiner Großeltern ein Haus für seine Familie bauen wollte. Im Zuge dessen wurde meinem Onkel der Großteil des Hofes übertragen und meinem Vater ein knapp 30 m breiter Randstreifen mit einer alten Holzscheune sowie das gesamte Land.

Nach der Trennung meiner Eltern Mitte der 2000er Jahre begann mein Vater, sich in der Scheune (plattdeutsch: „Schün“) einen Raum für seine Werkstatt zu bauen, die bis dahin im Haus meiner Familie in Stralsund untergebracht gewesen war. Mein Vater verbrachte zunehmend mehr Zeit in der Scheune und ging bald dazu über, sich an die Erneuerung der Fundamente und Stabilisierung des über 100-jährigen Gebäudes zu machen. Mein Vater entwickelte die Idee, dort eines Tages vielleicht noch einmal wohnen und Wassergeflügel halten zu können, wie er es bereits in den 1980er Jahren (vor meiner Geburt) auf dem elterlichen Hof getan hatte. Nach und nach wuchs das Projekt: Auf die erste Werkstatt folgte eine zweite, weitere Fundamente und tragende Balken wurden erneuert, Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss gelegt. Im Außenbereich begann mein Vater, den Garten zu gestalten, den Bau von Teichen und einer Voliere vorzubereiten und nebenbei etwas Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen. 2015 erweiterte mein Vater das Gelände und schaffte eine kleine Herde Soay-Schafe an.

Und dann komme ich…

Ich begann etwa ab 2017, mich aktiv in das Projekt meines Vaters einzubringen. Ich habe als Kind sehr viel Zeit auf dem großelterlichen Hof ver-bracht und war auch während meines Studiums regelmäßig dort, wenn ich in der Heimat war. 2017 fing ich erstmals an, auch selbst etwas zu gestalten. Ich okkupierte einen Teil des Gemüsegartens und legte meine ersten eigenen Beete an. Da ich aber nur alle paar Monate vor Ort war, beschränkte sich mein Tun darauf, ein paar Samen und Pflanzen in die Erde zu bringen und zu hoffen, dass bei meinem nächsten Besuch etwas daraus entstanden war. Ertrag brachte das meist nicht, zumindest blühte es aber schön, wenn ich im Sommer wieder da war.

2017/18 entschied ich auch, dass ich das Erbe meines Vaters perspektivisch übernehmen wollte und begann, mich an den Planungen für das Gelände mit eigenen Ideen zu beteiligen. Zuerst dachte ich daran, nach Auslaufen des bestehenden Pachtvertrages für das Land einen eigenen ökologischen Landwirtschaftsbetrieb aufzubauen. Seit 2024 gehen meine Planungen eher in Richtung des Aufbaus eines speziellen Artenschutzhofes, dessen primäres Ziel darin besteht, eine Art lebendige „Arche Noah“ für heimische Arten zu schaffen. Ein Teil des Ackers soll dafür neu verpachtet und ökologisch bewirtschaftet werden, den Rest der Fläche möchte ich nach und nach renaturieren und in struktur- und artenreiches Grünland mit Streu-obstwiesen, Hecken, Trockenmauern und Tümpeln umwandeln.

Aktuelle Aktivitäten

Monitoring

Um einen Überblick über die vorhandene Artenvielfalt zu bekommen, führe ich seit 2024 ein allgemeines Monitoring durch und erfasse alle Tier-, Pflanzen- und Pilzarten (Bedingung: >5 mm groß), die mir begegnen. Dafür durchstreife ich von März bis September regelmäßig das Grundstück und fotografiere alles, was ich vor die Linse bekomme. Anschließend werte ich die Fotos unter Zuhilfenahme von Apps und Bestimmungsliteratur aus. Bei den meisten größeren und auffälligen Arten ist eine ausreichend sichere Bestimmung bis auf Artebene auf diese Weise gut möglich, allerdings gibt es auch einige Artengruppen (v. a. Insekten und Spinnen), bei denen eine artgenaue Bestimmung anhand von Fotos nicht möglich ist. Ab 2026 plane ich daher, mein Monitoring um wissenschaftliche Methoden zu erweitern.

Aktueller Stand des Monitorings (Dezember 2025):

Tiere: 241 Arten
Pflanzen: 102 Arten (davon heimische Wildpflanzen: 82 Arten)
Pilze: 3 Arten

Der Goldlaufkäfer (Carabus auratus) zählt zweifellos zu den schönsten Käfern, die bei uns vorkommen.
Der Moorfrosch (Rana arvalis) ist bei uns auf dem Grund-stück die häufigste Amphibienart, leidet aber unter dem Klimawandel und der Entwässerung der Agrarlandschaft.
Dieser weibliche Hauhechelbläuling (Polyommatus ica-rus) war mein persönliches Highlight unter den erfassten Schmetterlingen 2025.

Wildpflanzengärtnerei

Um die Biodiversität auf dem Grundstück aktiv zu erhöhen, ziehe ich seit 2025 gezielt heimische Wildpflanzen und pflanze diese im Garten an geeig-nete Stellen. Für die Anzucht nutze ich nach Möglichkeit selbst gesammeltes Saatgut und Stecklinge aus der Umgebung, ansonsten greife ich (v. a. bei Pflanzen, die in Vorpommern nicht mehr in der freien Natur vorkommen und/oder unter Artenschutz stehen) auf Saatgut aus dem Handel zurück. Mein Ziel ist es, auf dem Grundstück einen möglichst artenreichen und genetisch vielfältigen Wildpflanzenbestand aufzubauen, aus dem heraus ich auch weitervermehren kann. Perspektivisch möchte ich imstande sein, eine breite Palette an Wildpflanzenarten nachziehen zu können, die für die Wiederansiedelung auch auf anderen Flächen, für Naturgärten oder sonstige Projekte zur Förderung der Biodiversität verwendet werden können.